SPIELERIN ALDIJANA MASINOVIĆIM EXKLUSIVEN INTERVIEWÜber die Bundesliga und das bosnische Nationalteam zum SK Rapid –Aldijana Masinović spricht im Interview über ihre bisherige Karriere undZiele mit ihrem Team.Text: Sarah PumFotos: ChalukWann und wie hast du mit dem Fußballspielenangefangen? Gab es einen bestimmtenMoment, der dich inspiriert hat?Eigentlich war das gar nicht geplant. In Bosnien habeich nie in einem Verein gespielt, ich habe meistens meinem Bruder zugeschaut,der selbst gespielt hat, und daheim einfach nur gekickt, weil esSpaß gemacht hat. Als ich vor etwas mehr als zehn Jahren nach Österreichkam, habe ich angefangen, im Verein zu spielen – nicht weil ich unbedingtProfi werden wollte, sondern um Freunde zu finden und die Sprache zulernen. Ich hätte nie gedacht, dass es dann so gut laufen würde.Also hat Fußball dir geholfen, in Österreich anzukommen?Ja, total! Fußball war für mich die beste Möglichkeit, Leute kennenzulernenund mich in Österreich einzuleben. Mein erster Verein war derFC Klausen-Leopoldsdorf, aber da durfte ich irgendwann nicht mehr mitden Burschen spielen. Also bin ich zu einer Frauenmannschaft gewechselt– erst zum Badener FC, wo ich vier Jahre blieb, und dann zu Neulengbachfür sechs Jahre.Hattest du früher ein fußballerisches Vorbild?Früher war das Ronaldinho – was der mit dem Ball gemacht hat,war einfach unglaublich. Heute würde ich eher sagen, dass meineSchwester eine große Inspiration für mich ist.Spielt sie auch Fußball?Ja, sie spielt bei Traiskirchen. Sie ist jünger als ich, aber wir haben auchschon zusammen in einer Mannschaft gespielt. Das war echt eine cooleErfahrung.Das heißt, wenn Rapid in der Relegation auf Traiskirchen trifft, könntestdu gegen deine Schwester spielen?Ja, genau! Das wäre richtig spannend – ein Schwesternduell. Ich habe ihreh schon gesagt, dass ich sie schnitzen werde. (lacht)Du hast bereits in der Bundesliga für Neulengbach gespielt. Wie warendie Anfänge in der obersten Liga?Zuerst einmal war das ein riesiger Schritt, direkt von der Gebietsliga indie Bundesliga zu wechseln – ich musste mich erst an das hohe Tempogewöhnen. Mein Ziel war es, mich in der Mannschaft zu etablieren und soviel Spielzeit wie möglich zu bekommen. Ich bin aber niemand, der langfristigPläne macht. Ich nehme es, wie es kommt, und versuche, Schrittfür Schritt weiterzukommen.Warst du dort auch schon so eine Goalgetterin wie jetzt bei Rapid?Nicht ganz. In der zweiten Mannschaft habe ich viele Tore geschossen,aber in der Bundesliga war es natürlich schwieriger. Ich habe getroffen,aber nicht in dem Ausmaß wie jetzt.Wie kam es dann zu deinem Wechsel zu Rapid? Das ist ja doch eingewisses Risiko, und noch dazu zwei Ligen tiefer zu gehen.Nach sechs Jahren in Neulengbach hatte ich das Gefühl, dass ich eineVeränderung brauche. Ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu treten.Dann habe ich gesehen, dass Rapid ein Frauenteam gegründet hat, unddachte mir: Warum nicht? Ich kannte einige Mädels von früher, also habeich mich einfach mal für ein Probetraining angemeldet.Also warst du diejenige, die aktiv auf Rapid zugegangen ist?Mehr oder weniger. Ich habe gesehen, dass Rapid zur Sichtung einlädtund habe dann Katja (Gürtler, Cheftrainerin) geschrieben, die ich schonvon Neulengbach kannte, und sie meinte sofort: „Cool, dass du dichmeldest!“ Danach ging alles ganz schnell.Wie wurdest du im Team aufgenommen?Richtig gut! Ich bin jemand, die viel redet und Spaß macht, und einigekannte ich ja schon. Neben Katja habe ich auch mit Steffi und Gumpi,unseren Co-Trainerinnen, schon in Neulengbach gearbeitet. Ich habemich von Anfang an wohlgefühlt.Und es läuft richtig gut für dich. Aktuell hast du schon 19 Tore in derLiga und vier im Cup. Ist die Torschützenkrone dein Ziel?Ja, klar! Ich versuche aber, dem Team bestmöglich zu helfen, und wennam Ende die Torjägerkrone auf mich wartet, wäre das sehr schön! Das istauf jeden Fall drin, wenn ich verletzungsfrei bleibe.Welches war bisher dein bestes Spiel für Rapid?Definitiv unser erstes Meisterschaftsspiel gegen Essling. Ich kam vonder Bank und habe direkt drei Tore gemacht. Das war ein perfekterEinstand für mich persönlich, aber auch für das gesamte Team, weil wirinsgesamt 11:0 gewinnen konnten!
Hast du erwartet, dass es bei Rapid so gut läuft?Ehrlich gesagt nicht. Ich kannte die Liga nicht und wusste nicht, wie starkdie anderen Teams sind. Aber dass es so gut läuft, ist natürlich mega.Und welche Rolle hast du am Feld?Ich bin eine Kämpferin! Ich gebe nie auf – egal ob ich den Ball verliere odereinen Fehlpass mache oder ob es jemand anderes tut. Ich gehe immervoran und versuche meine Mitspielerinnen so gut es geht mitzunehmenund für die anderen da sein, besonders wenn es mal nicht so läuft.Im Frühjahr habt ihr die ersten zwei Spiele mit insgesamt 22 Torengewonnen – eine klare Ansage! Was ist euer Ziel für die nächstenMonate?Ganz klar: Wir wollen Meister werden, die Relegation gewinnen undaufsteigen! Dafür geben wir alles.Was muss das Team noch verbessern, um das zu schaffen?Wir müssen weiter als Mannschaft auftreten und zusammenhalten. Wirtrainieren viermal die Woche – das ist viel neben Job und Alltag, aber eslohnt sich.Wie bekommst du vier Trainingseinheiten pro Woche mit Arbeit undPrivatleben unter einen Hut?Mein Tag ist ziemlich durchgetaktet: aufstehen, arbeiten, direkt zum Training,nach Hause, schlafen. Viel mehr geht sich unter der Woche nichtaus. Aber wenn ich mal Zeit habe, treffe ich mich gerne mit Freundenoder probiere andere Sportarten. In letzter Zeit spiele ich gerne Padel-Tennis.Du hast ja bereits für das bosnische Nationalteam gespielt. Ist das nochein Thema für dich?Wenn eine Einberufung kommt, würde ich es mir auf jeden Fall überlegen.Damals gab es einige Dinge, die nicht ganz fair gelaufen sind,In Jubellaune: 19 Tore nach 9 Rundensprechen für sich.aber mittlerweile gibt es einen neuen Trainer. Mal sehen, was die Zukunftbringt!Trotz der negativen Ereignisse, wie war es dann, im Trikot von Bosnienaufzulaufen?Ein unbeschreibliches Gefühl! Für das Land zu spielen, in dem mangeboren wurde, ist einfach etwas Besonderes.Was ist dein größtes Ziel als Spielerin?Ich habe keine speziellen Ziele. Ich will einfach so lange spielen, wie esmir Spaß macht und mein Körper mitmacht. Vielleicht nicht bis 40, aberso lange, wie es sich gut anfühlt.Und nach dem Karriereende sehen wir dich als Trainerin?Ja, aber eher nicht für ganz kleine Kinder – ich bin zu ehrgeizig. Ab derU13 oder U14 könnte ich es mir gut vorstellen. Aber solange ich selbstspiele, denke ich noch nicht so weit.Rapid ist ein besonderer Verein mit einer starken Fanbasis. Spürt ihrdas?Ja, auf jeden Fall! Es ist cool zu sehen, wie viele Leute unsere Spieleanschauen, selbst wenn das Wetter schlecht ist. Ich hoffe, dass wir inZukunft noch mehr Fans anziehen und gemeinsam den Weg nach obengehen.Unsere Nr. 24 mit ihrer SchwesterAzra, die bei Traiskirchen spielt.„ICH HÄTTE NIE GEDACHT, DASSES SO WEIT KOMMT.“FRAUEN 17
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