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Rapid Magazin / Winter 2023

Das offizielle Vereinsmagazin des SK Rapid.

und hast eine

und hast eine Vorbildfunktion. Die ganzen unterschiedlichen Aspekte muss man erst erlernen und das war für mich auch eine große Herausforderung – zu wissen, wie ich mich in unterschiedlichen Situationen zu verhalten habe und welcher Teil meiner Rolle als Trainer in welchen Momenten gefragt ist. Das Wort Mentor ist vorhin schon gefallen. Wer war in diesem Bezug dein Mentor? Mein großes Glück war, dass wir bei Nürnberg mit Dieter Hecking einen Sportvorstand hatten, der zuvor 30 Jahre lang als Trainer selbst erfolgreich unterwegs war. Das hat mir den Einstieg sehr vereinfacht bzw. mir geholfen mich schnellstmöglich weiterzuentwickeln und anzupassen. Ich konnte mich viel mit ihm austauschen und mir Ratschläge von ihm einholen. Kommen wir zu deiner Zeit beim Club. 11. Platz in der Premierensaison, im darauffolgenden Jahr lange im Aufstiegsrennen mit dabei gewesen, am Ende dann den 8. Rang belegt. Mit etwas Abstand: Wie blickst du auf diese Zeit zurück? schätzt haben. Die letzten drei bis vier Monate, die nicht nach Plan verlaufen sind, überschatten aber auf keinen Fall die zwei positiven und schönen Jahre zuvor. Ich bin nach wie vor mit vielen vom Club in Kontakt, es überwiegen die positiven Erinnerungen. Im Oktober 2022 dann die Freistellung. Mit etwas Abstand betrachtet: Was war das größte Learning aus deiner Zeit bei den Franken? Die Erwartungshaltung und der Umgang damit: Wie realistisch definieren wir diese und können wir diese auch erfüllen? Mein persönliches Learning war, wie agiere ich als Trainer in bestimmten Situationen – wann ist ein autoritärer Trainer gefragt, wann ein einfühlsamer? Im Nachgang habe ich sehr viel reflektiert, viele dieser Punkte wurden mir aber auch währenddessen schon bewusst. Wie hat so eine positiv fußballverrückte Person wie du die letzten zwölf Monate ohne Trainerjob verbracht? Ich habe elf Jahre am Stück ohne Pause gearbeitet und mir dann erstmals eine kleine Auszeit genommen, um weg vom Fußball zu kommen und Zeit mit der Familie zu genießen. Mein Comeback bei Makranstädt diente auch zur Kompensation, da mir das Teamgefüge abgegangen ist und ich dieses Gemeinschaftsgefühl aufrechterhalten wollte: der gemeinsame Umgang mit Siegen und Niederlagen, eine Rolle innerhalb eines Teams zu haben, aber auch die Tatsache, gebraucht zu werden. Sehr viel Zeit habe ich aber damit verbracht, mich auf einen möglichen neuen Job vorzubereiten. Dabei habe ich mich mit vielen unterschiedlichen Vereinen beschäftigt, meine Unterlagen neu geordnet, sodass ich theoretisch jederzeit eine Mannschaft übernehmen hätte können. Ein großer Part war auch die Selbstreflexion. Kannst du uns nähere Einblicke in diese Vorbereitungen geben? Zumal es auch eine Vorbereitung ins Ungewisse war, Verein und Zeitpunkt waren ja nicht absehbar. Ich habe meine Spielidee nach meiner Zeit in Nürnberg etwas angepasst, überarbeitet, aber zugleich auch konkretisiert, und habe mir viele Videosequenzen zusammengeschnitten, wie mein Fußball in Zukunft aussehen sollte, und darauf basierend dann auch neue Trainingsformen zusammengestellt. Meine grundsätzlichen Prinzipien auf und abseits des Platzes habe ich niedergeschrieben, auch wie ich mit einer Mannschaft umgehen will – all das habe ich verschriftlicht und neu vorbereitet, um es dann auch relativ schnell Vereinsverantwortlichen oder Spielern präsentieren zu können. Mir war wichtig, dass alles möglichst klar Das neue Trainergespann der Grün-Weißen. Sehr positiv! Es war meine erste Station als Cheftrainer im Profibereich. Ich habe unglaublich viele tolle Menschen kennengelernt, habe so viele positive Erinnerungen an den Verein, die Fans und die Spieler. Als ich hingekommen bin, war der Verein am Boden, Nürnberg hat gerade so den Abstieg in die 3. Liga vermeiden können. Wir mussten viel Aufbauarbeit leisten, einen neuen Kader sowie ein Trainerteam zusammenstellen, eine neue Begeisterung entfachen und alle von unserem Weg überzeugen. Das ist uns gelungen, wenngleich die Premierensaison unruhig, aber durchschnittlich verlaufen ist. Schlussendlich war die Erwartungshaltung im letzten Jahr einfach zu groß, sowohl intern als auch extern, und dieser konnten wir nicht gerecht werden. In der Reflexion habe ich festgestellt, dass wir die Situation vor Saisonbeginn einfach falsch eingeund deutlich ist, um bei Verhandlungen dem Gegenüber gleich ein klares Bild von mir als Person, aber auch als Trainer und von meiner Spielidee übermitteln zu können. Ich habe mich intensiv mit für mich interessanten Mannschaften auseinandergesetzt, mir die Spiele angesehen und mich mit dem Kader näher auseinandergesetzt. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf der zweiten deutschen Bundesliga und der höchsten Liga in Österreich und der Schweiz. Also hast du schon mit einem möglich Engagement bei Rapid geliebäugelt? Geliebäugelt wäre vielleicht der falsche Ausdruck, aber Rapid war definitiv schon vorab eine interessante Option. Daher wusste ich bereits vor der ersten Kontaktaufnahme sehr viel über den Verein, den Kader, aber auch den Saisonverlauf und über mögliche Strukturen innerhalb des Vereins. Als der Erstkontakt mit Markus Katzer zustande kam, was waren deine ersten Gedanken und Gefühle? Es waren von Anfang an sehr gute und produktive Gespräche. Ich hatte auch sofort ein super Gefühl, weil ich den Verein davor schon als sehr positiv wahrgenommen habe und die Ausgangsposition sehr spannend fand. Durch die Gespräche wurde dann schnell klar, dass wir dieselbe Idee verfolgen, wie Rapid in Zukunft spielen soll. Mit dir ist auch Thomas Kraus zum SK Rapid gewechselt, der gemeinsam mit Stefan Kulovits dein Co-Trainer-Gespann bildet. Was für ein Typ ist Tommy? Pure Freude auch bei Thomas Kraus nach der erfolgreichen Heimpremiere . Es war mir persönlich sehr wichtig, einen eigenen Co-Trainer mitnehmen zu können. Das hat mir Meckie auch gleich signalisiert, dass diese Möglichkeit besteht. Tommy und ich kennen uns schon länger, haben uns über einen gemeinsamen Freund vor Jahren kennengelernt und haben erst dann über den Fußball zusammengefunden. Es war relativ schnell klar, dass wir eine ähnliche Vorstellung vom Fußball haben, aber auch von den Werten, wie man miteinander umgeht. Tommy bringt eine unfassbare positive Energie mit, das war mir persönlich auch ganz wichtig. Die Chemie innerhalb des Trainerteams hat vom ersten Moment an sehr, sehr gut gepasst und auch dazu geführt, dass wir schnell harmoniert haben. Zwei Siege zum Auftakt gegen BW Linz und im Schneegestöber von Tirol, zum Abschluss eine ganz bittere Heimniederlage gegen Salzburg – wie fällt dein Fazit nach den ersten drei Spielen als Rapid-Cheftrainer aus? Wichtig waren die zwei Siege zum Auftakt. Wir haben eingangs gesagt, dass wir die Ausgangslage nach den ersten drei Spielen verbessern wollen, das ist uns mit dem sechsten Platz im ersten Schritt gelungen. Das kurzfristige Ziel haben wir somit erreicht. Die Spiele waren sehr unterschiedlich. Mit BW Linz sind wir auf einen sehr passiven Gegner gestoßen, bei der WSG Tirol waren die Bedingungen sehr schwer und vieles war vom Spielglück abhängig – dennoch waren es zwei sehr verdiente Siege. Gegen Salzburg war es ein enges Spiel, wo am Ende Kleinigkeiten entschieden haben und nicht viel gefehlt hat. Die Niederlage will ich gar nicht auf Glück oder Robert Klauß mit dem Auge fürs Detail. 10 STORY STORY 11

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