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Rapid Magazin / Winter 2024

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Das offizielle Vereinsmagazin des SK Rapid.

DAS ZIEL… so schnell

DAS ZIEL… so schnell wie möglich eine Ligaaufsteigen!IST KLAR ...Text: Sarah PumFotos: ChalukKatja Gürtler spricht im Interview über das historische erste Jahrder neu gegründeten Frauenteams von Rapid, die beeindruckendeTeamdynamik und die Herausforderungen der Liga.Mit einer klaren Vision für den Aufstieg und einem starkenTeam setzt sie alles daran, den Weg in die Bundesliga schnellstmöglich zuschaffen – und das mit einer klaren Botschaft: Es geht nicht nur um Siege,sondern um den langfristigen Erfolg von Rapid im Frauenfußball.Das erste Jahr Frauenfußball beim SK Rapid liegt hinter uns. Wie hast dudiese 12 Monate erlebt und was hat dich am meisten beeindruckt?Besonders überrascht hat mich die hohe Zahl und Qualität der Spielerinnenbei der Sichtung und wie schnell wir daraus ein Team formenkonnten. Bereits in unserem ersten Testspiel gegen SC Schönbrunn nachnur drei Wochen Training konnten wir gegen unseren späteren Ligakonkurrentengewinnen. Man merkte von Beginn an: Die Spielerinnen sindextrem engagiert und schätzen es sehr, Teil dieses historischen Projektsbei Rapid zu sein.Aber auch der Ligastart war ein besonderes Highlight. Zu Beginn derSaison hatten wir viele klare Siege, aber mit der Zeit haben sich dieGegnerinnen besser auf uns eingestellt. Sie agierten defensiver, gabenkaum mehr Räume her, dadurch konnten wir weniger Torchancen herausspielen.Trotzdem sind die Spielerinnen bis zum Ende fokussiert gebliebenund konnte jede Partie für sich entscheiden. Das macht mich sehr stolz!Was waren für dich die größten Unterschiede zwischen den Testspielenzu den Spielen in der Wiener Landesliga?In der Testspiel-Phase hatten wir oft stärkere Gegnerinnen, aus der FutureLeague oder auch aus der Bundesliga, es waren oft Spiele auf Augenhöhe.In der Liga gehen wir als klarer Favorit in jedes Spiel. Dadurch spürenwir natürlich einen gewissen Erfolgsdruck. Gerade beim Ligastart wardieser auch spürbar. Jetzt wissen wir, dass wir mit guter Vorbereitung undQualität auch schwierige Spiele gewinnen können.Das erste Pflichtspiel der Saison war am 1. September 2024. DerSK Rapid gewann mit 11:0 gegen Essling. Wie war dieses Spiel für dichals Trainerin?Nach dem ersten Tor im Spiel gegen Essling fiel der Druck, da wirschnell merkten, dass unser Spiel gut funktioniert. Besonders diegut abgestimmten Laufwege und die individuelle Durchsetzungskraftin 1-gegen-1-Situationen machten den Unterschied. Essling warschwer einzuschätzen, aber wir hatten unsere Abläufe gut verinnerlicht.Defensiv haben wir so gut wie nichts zugelassen, was uns Sicherheit gab.Das erste Spiel war entscheidend, da der Druck nach dem Sieg spürbarnachließ, auch für mich selbst.16 FRAUENGibt es sonst noch irgendein Meisterschaftsspiel, das dir speziell in Erinnerunggeblieben ist?Das Spiel gegen Altera Porta war für mich besonders, weil wir zur Halbzeit1:0 zurücklagen, aber ich nie das Gefühl hatte, dass wir nicht gewinnenwerden. Es war eine wertvolle Erfahrung, einmal in Rückstand zu geratenund zu sehen, wie das Team reagiert. Auch das Spiel gegen Schönbrunnwar speziell – nicht nur, weil wir das erste Match vor eigenem Publikumhatten, sondern auch wegen der vielen Verbindungen zwischen denTeams. Schönbrunn hat ein paar sehr gute Spielerinnen und ich wusste,dass sie uns herausfordern würden.Mit 24 Punkten aus acht Spielen steht ihr an der Spitze der Landesliga.Was macht euch als Team so stark und wo gibt es noch Potenzial?Unsere größte Stärke ist die Qualität und Tiefe im Kader. Wir haben24 Spielerinnen auf hohem Niveau, was in dieser Liga selten ist. Dadurchkönnen wir rotieren, ohne an Qualität einzubüßen. Besonders hervorzuhebenist unsere athletische Qualität – in unseren Trainingseinheiten, indenen wir eine sehr hohe Trainingsbeteiligung haben, arbeiten wir gezieltmit hoher Intensität, was uns auf dem Feld einen Vorsprung verschafft.Zudem bringt unser Team viel Erfahrung mit: Viele Spielerinnen habenBundesliga gespielt und unser Altersdurchschnitt von etwa 24 Jahren ist,denke ich, höher als im Rest der Liga. Unsere Schlüsselpositionen, insbesonderein der Abwehr und im Tor, sind exzellent besetzt, was uns zusätzlicheStabilität verleiht.Ein weiterer Vorteil ist unser offensiver Spielstil und die individuelleQualität der Angreiferinnen. Wir bringen viele Spielerinnen in den Strafraumund nutzen dadurch Torchancen effizient. Dennoch gibt es Potenzial,uns weiterzuentwickeln, vor allem in der Durchschlagskraft gegendefensiv eingestellte Gegner.Ist der Meistertitel das erklärte Ziel oder denkt ihr von Spiel zu Spiel?Unser primäres Ziel ist der Meistertitel. Es geht aber nicht nur darum, jedes

Vor dem ersten Pflichtspiel der Vereinsgeschichtewurden die Mädels noch mal extra eingestimmt.Das Team hinter dem Team – die Cheftrainerinund ihre Co-Trainer:innenSpiel zu gewinnen, sondern darum, als Team kontinuierlich zu zeigen, waswir können. Die Relegation ist der nächste Schritt und wir wollen sie unbedingtgewinnen, um nächstes Jahr in der zweiten Liga zu spielen. Dabeigeht es nicht um Einzelziele, sondern um den kollektiven Erfolg. Der Fokusliegt auf der schnellstmöglichen Bewältigung der Herausforderungen, umin die Bundesliga aufzusteigen und uns dort zu etablieren.Die letzten zwei Spiele der Herbstsaison waren im Wiener Frauen Cup. Dasteht ihr jetzt in der zweiten Runde. Wie wichtig ist dieser Bewerb für euch?Der Cup ist für uns wichtig, weil er uns zusätzliche Spiele bietet. JedePartie ist eine Chance und unser Ziel ist klar: Wir wollen den Wiener Cupgewinnen. Auch wenn der Wettbewerb eigene Gesetze hat und es nichtimmer einfach ist, sehen wir den Cup als Möglichkeit, einen weiteren Titelzu holen – das ist für uns ein großes Ziel.Gibt es Überlegungen, das Team im Winter zu verstärken, oder bist duvoll zufrieden mit dem aktuellen Team?Ich bin sehr zufrieden mit unserem Kader und sehe daher keinen Veränderungsbedarf.Natürlich gibt es dennoch immer wieder Kontakt zu Spielerinnenund ein Wintertransfer ist nicht ausgeschlossen. Aktuell planenwir junge Spielerinnen aus dem zweiten Team, die mit starken Leistungenaufgezeigt haben, bei Frauen I zu integrieren.Rapid ist ein Verein mit großer Tradition. Wie wurdet ihr als Frauenteamvon Verein und Fans aufgenommen?Ich habe das Gefühl, wir sind im Verein wirklich gut angekommen. Für vieleAbteilungen bedeutete ein Team mehr zusätzliche Arbeit, aber alle unterstützendas Projekt mit vollem Einsatz. Die Fans haben uns auch großartigaufgenommen – es kommen regelmäßig 200 bis 300 Zuschauer, was inÖsterreich selten ist. Besonders schön ist, dass viele stolz darauf sind,diesen Weg von Anfang an mitzuerleben. Das zeigt, wie besonders diesesProjekt ist und welchen Stellenwert es jetzt schon hat.Als aktive Spielerin hast du in Österreich Titel gesammelt und später inSpanien gespielt. Was hast du aus deiner Zeit beim FC Valencia mitgenommen,das dir jetzt als Trainerin hilft?Meine Zeit beim FC Valencia war für mich ein großer Entwicklungsschritt.Die Konkurrenz war deutlich stärker und das Niveau im Training undin den Spielen war wesentlich höher. Ich habe gelernt, was es bedeutet,nicht immer die erste Wahl zu sein. Besonders eine Erfahrung prägtemich: Nach einer schlechten Vorbereitungspartie, in der ich defensiv vieleFehler machte, setzte mich der Trainer lange nicht mehr ein, weil er dieseSzenen nicht aus dem Kopf bekam. Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist,als Trainerin eine objektivere Sicht auf Spielerinnen zu haben und ihnendie Chance zu geben, sich zu verbessern.Hat es diesen einen Moment in deiner Karriere gegeben, wo du dirgedacht hast: Jetzt werde ich Trainerin?Eigentlich habe ich nie an eine Trainerkarriere gedacht. Ich hatte sogareine gewisse Ablehnung gegenüber dem Thema, obwohl mein Vateroft meinte, ich solle eine Ausbildung machen. Der Wendepunkt kamerst 2019, als ich den B-Lizenzkurs absolvierte. Dort habe ich mit Spielerinnengearbeitet, die auf einem hohen Niveau waren, und gemerkt, wieviel Einfluss man mit kleinen Anpassungen erreichen kann. Das war derMoment, in dem ich erkannte, dass der Beruf der Trainerin vielleicht dochetwas für mich ist.Hast du einen Trainer oder eine Trainerin als Vorbild?In meiner Trainerkarriere habe ich viele inspirierende Vorbilder gehabt.Fachlich hat mich vor allem Dominik Thalhammer beeinflusst, der dasNationalteam leitete. Auf menschlicher Ebene hatte ich zwei Frauen, diemir besonders geholfen haben: Liese Brancao, die mich mit ihrer direktenArt und klaren Kommunikation beeindruckte, und Gitti Entacher, die michzu Landhaus holte. Sie hatte eine sehr lockere und engagierte Art, wasmich sehr geprägt hat.Was war für dich der schwierigste Teil des Übergangs von der Spielerinzur Trainerin?Ich würde sagen, das ständige Treffen von Entscheidungen und dasHinterfragen dieser Entscheidungen war lange sehr schwierig. Als Spielerinwar es einfacher, nur ins Training zu gehen und den Kopf auszuschalten.Jetzt, als Trainerin, muss ich ständig planen, reflektieren undkommunizieren, was nicht immer allen gefällt. Was mich überrascht hat,ist, wie viel Arbeit und Vorbereitung in jedem Training steckt, aber gleichzeitigmacht es auch großen Spaß, diese Verantwortung zu tragen und zusehen, wie sich alles entfaltet.Was macht die Arbeit bei Rapid für dich einzigartig oder besonders?Die Arbeit bei Rapid zeichnet sich durch die klare Struktur und dasAusbildungskonzept des Vereins aus. Besonders wichtig ist mir die engeZusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teams und die Unterstützung,die man erhält. Ich habe die Möglichkeit, nicht nur mit Frauen derErsten, sondern auch mit den Nachwuchsteams zu arbeiten. Das macht esspannend, die Entwicklung der Spielerinnen von der U10 bis hin zu potenziellenProfis von morgen zu beobachten und zu fördern. Diese ganzheitlicheHerangehensweise ist einzigartig und sehr bereichernd.Der Frauenfußball in Österreich entwickelte sich in den letzten Jahrenstetig weiter. Leider hat sich die Frauen-Nationalmannschaft jetzt nichtfür die EM qualifiziert. Was wünschst du dir, um diese Entwicklung weitervoranzutreiben?Es ist schade, dass wir uns nicht für die EM qualifizieren konnten, weilsolche Großereignisse dem Frauenfußball immer einen Schub geben.Aber die Entwicklung ist insgesamt positiv. Immer mehr Vereine bietennicht nur Frauenfußball an, sondern sind auch bestrebt, Strukturenaufzubauen, wie man sie aus den Burschen-Akademien kennt. Das wirddie Breite der Talentbasis erweitern. Es braucht allerdings noch mehrgesellschaftliche und strukturelle Veränderungen, um den Pool anjungen Spielerinnen zu vergrößern. Der Weg ist noch weit, aber es tutsich einiges.Zum Abschluss: Mir dem Trainerinnen-Trainee-Programm steht einneues Projekt bevor. Was genau darf man sich darunter vorstellen?Das grün-weiße „Trainerinnen-Trainee-Projekt“ zielt darauf ab, mehrFrauen für den Trainerinnenberuf im Fußball zu gewinnen. Es bietetFrauen, die vielleicht noch wenig Erfahrung oder eine geringe Ausbildungim Fußball haben, die Möglichkeit, unter der Anleitung erfahrener Trainerinnenzu lernen. Dabei müssen sie ihren Stammverein nicht verlassen,sondern können zusätzlich bei Rapid Trainings absolvieren und dabeidie Methoden und Inhalte der grün-weißen Trainings- und Spielphilosophiekennenlernen. Dadurch wächst nicht nur das Trainerinnen-Netzwerk,sondern auch die Qualität der Trainings im gesamten Nachwuchsbereich.FRAUEN 17

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